+++ Interview mit 1. Herren Trainer Michael Franz +++

Michael Franz, bis dahin als Jugendkoordinator für die HSG Dietzenbach engagiert, hat kurz vor der Weihnachtspause den Trainerposten bei unserer 1. (Männer-)Mannschaft angetreten, die nach einer Niederlagenserie sogar in Richtung Abstieg unterwegs war. Heute um 19:30 Uhr steht Michael Franz ein letztes Mal am Spielfeldrand, bevor ab Juni dann der neue Trainer Pana Nastos die Mannschaft übernimmt. Jetzt kurz vor dem Saisonabschluss ein Fazit:

 

HSG Dietzenbach: Michael, am Samstag steht das letzte Spiel zu Hause gegen die Reserve von Bruchköbel an. Wie beurteilst Du Deine Zeit als Trainer unseres BOL-Teams?

MF: Zu 98% positiv. Sportlich, denke ich, können wir zufrieden sein, auch wenn durchaus 4 bis 6 Punkte mehr auf dem Konto stehen könnten. Die ersten beiden Spiele gegen Hanau und Gelnhausen kamen sicher zu früh, waren aber gute Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen; gerade die letzten beiden Spiele waren mit zwei Niederlagen mit nur einem Tor eher bitter, die in Maintal ganz besonders. Wenn man aber hier die höhere Niederlage im Heimhinspiel nimmt, kann man sicher auch hier eine positive Entwicklung ablesen. Dazwischen – nach dem Aufbruch-Unentschieden in Bürgel haben wir mit 6 Siegen in Folge „klar Schiff“ gemacht, der Sieg in Mühlheim war natürlich der Knaller.

 

HSG Dietzenbach: Vielleicht gerade dazu – wie war so etwas möglich?

MF: So etwas kann man nicht programmieren, da muss alles zusammen passen – auch die Schiris dürfen sich nicht vom Tabellenstand etc. blenden lassen und stabil bleiben. Aber klar ist: Die Mannschaft hat hier ihr enormes Potential eindrucksvoll präsentiert: Eine sagenhaft aggressive wie flexible und entschlossene 3:2:1, ein „brutal“ präziser Gegenstoß, aber auch ein ebenso kontrollierter wie effektiver Angriff besonders in diesem Match; einige Beobachter haben die 1. Halbzeit als die „beste seit Jahren bezeichnet“…

 

HSG Dietzenbach: Stichwort „Potential“ – Wo siehst Du die Mannschaft da?

MF: Also wenn wir mal die Schlappe in Langenselbold – ohne 5 Rückraumspieler! – heraus rechnen: Unser Team ist sicher eine Spitzenmannschaft in dieser Klasse, gehört unter die ersten Fünf – und blöd ist halt, das mit Hanau, Gelnhausen und auch Bruchköbel Vereine ihren Kader immer etwas mit starken Junioren aufrüsten können; aber technisch, taktisch und vor allem von der Einstellung her kann die Truppe mit allen mithalten! Mein Beitrag war wohl, dass ich deutlich mehr auf eine klarere Struktur im Angriff und mehr System und auch taktische Disziplin in der Defensive Wert gelegt habe; ich hoffe, auch auf der Bank einigermaßen unterstützend gewesen zu sein. Bedanken möchte ich mich dafür, dass die Mannschaft durchaus Neues angenommen hat, obwohl das Repertoire schon bisher ziemlich umfassend und gut war.

 

HSG Dietzenbach: Möchtest Du zu den einzelnen Spielern etwas sagen?

MF: Ja gerne! Anfangen möchte ich da mit Daniel Krauss, Björn, Sven und Jannik, auch Toma – alles prima jüngere Spieler, die „leider“ noch stärkere Kameraden auf ihren Positionen haben – also Aktion „gute Zukunft“! Dazu zählt auch Basti, der trotz Konkurrenz sicher mehr gespielt hätte, wäre er immer fit gewesen. Lars zählt zwar auch zu den jüngeren, hat aber immer mein vollstes Vertrauen und hohe Spielanteile bekommen, weil er in Angriff wie Abwehr einfach stark ist bzw. sehr stark sein kann.

Ich mache mal mit dem rechten Flügel weiter: Nils als einziger Linkshänder sehr wichtig, könnte sicher noch mehr auch im Rückraum beitragen, wenn er mal einen Kraftraum von innen sehen würde… André kam nach langwieriger Verletzung leider erst später wieder ins Spiel, aber dann gleich mit Volldampf – mit seinem Bruder eine grandiose Flügelzange; diese „Schäfer-Stündchen“ werde ich sicher vermissen – und: Marcel nicht nur „der Präzisionsspieler“, sondern ein vorbildlicher und wahrer Käptn, auf dem Feld wie auch außerhalb! Kommen wir zum erfolgreichen „Frauentrainer-Duo“ – Julian und Lukas: Sehr erfreulich, dass „Luki“ dabei bleibt, obwohl er als vielleicht variabelster junger Spieler sicher auch einige Klassen höher spielen könnte. Und Julian hat ja schon die Luft weiter oben geschnuppert, zweifellos ein eminent starker Schlüsselspieler, der Handball auch mal als Kunstform demonstriert…

Bei den Torleuten hat es hier ein Luxus-Problem: Vom Stil her ganz unterschiedliche und sympathische Typen, alle vier haben starke Szenen gehabt, keiner allerdings ist schon so richtig komplett: Toma noch ein wenig zu brav, Nawied „zu“ beweglich – vor allem von außen; Max, der ruhende Pol gibt seinem Team viel Sicherheit, leider auch öfters mal verletzt; „Hubi“ sicher am stabilsten und auch effektivsten, (wenn er mal keinen Urlaub macht). Bin da etwas traurig, dass ich aus organisatorischen Gründen quasi kaum ein spezifisches Torwarttraining anbieten konnte, obwohl das eines meiner Lieblingsthemen ist – vielleicht bewerbe ich mich da als TW-Trainer für die nächste Saison…

Wen haben wir denn da noch? „Stroh“, ein so netter und eloquenter Zeitgenosse, aber auf dem Spielfeld und im Eintracht-Block möchte man eher nicht an ihn geraten – ausgebuffter Typ; Philipp, „der HSG-Chuck Norris“, ignoriert jede gegnerische Mauer, gerne auch mal Traineranweisungen – das aber mit spielerischer Intelligenz; kann man so lassen! Last, but not least: „DJ“ Christian – unglaublich, wie er mit handelsüblicher Brille als Abwehrchef diese Kraftakte vollbringt, quasi durchspielt und auch in der Offensive nicht weg zu denken ist. Waren das alle?

 

HSG Dietzenbach: Du hast Matthias Gaubatz vergessen!

MF: Gaubatz? Das sagt mir jetzt nichts!… – ach: Du meinst den „Gau“?! Ein echtes Phänomen – quasi ohne Wurfkraft gefühlt 100% Trefferquote, hat durchaus wichtige Tore beigesteuert, aber mir vor allem viele wertvolle Infos über die Gegner geliefert. Ganz fein!

Und bedanken möchte ich mich natürlich bei „Hoffi“ für die stets gute Stimmungsmache auf der Bank und „von weiter weg“; ausdrücklich bei Zdravko, der nicht nur ein zuverlässiger Betreuer und Statistiker war, sondern stets ein völlig loyales Bindeglied zwischen dem Team und mir.

 

HSG Dietzenbach: Vielleicht noch eine Empfehlung an Deinen Nachfolger?

MF: Hmmm… die Mannschaft ist wahrscheinlich zu nett zueinander – und sicher etwas zu verspielt. Bei mir war Fußball deshalb prinzipiell tabu, da könnte mein Nachfolger vielleicht was in Richtung Beinarbeit und Laufbereitschaft bewirken…

 

HSG Dietzenbach: Wie geht es denn weiter mit Dir und der HSG?

MF: Ich kann mich jetzt wieder bzw. intensiver um das Thema Jugendförderung kümmern – zum Beispiel im Bereich E-Jugend bzw. das angedachte Zusammenspiel mit der Dietrich-Bonnhoefer-Schule. Auch dazu waren die letzten Monate mit der 1. Mannschaft recht hilfreich, denn ich konnte die HSG und Dietzenbach doch noch besser kennen lernen; freue mich auch wieder auf den Austausch mit Christian Löffler.

 

HSG Dietzenbach: Moment mal, zu Anfang hast Du von 98% gesprochen. Wo liegen die restlichen 2%?

MF: Das ist nur die ewig lange Rot-Phase beim Linksabbiegen zur Halle nach 50km; sonst alles prima hier!

 

HSG Dietzenbach: Danke, Michael, für dieses Interview – und viel Erfolg weiterhin!

MF: Ich danke auch.