Abschiedsinterview mit Mannschaftskapitän Marcel Schäfer

Hallo Marcel,

schön, dass du dir die Zeit nimmst für ein Interview. Leider ist der Anlass nicht ganz so erfreulich, du hast deine doch sehr erfolgreiche HSG-Spieler-Karriere beendet. Wie schwer fiel dir dieser Entschluss?

Es war definitiv keine einfache Entscheidung, die ich von einem auf den anderen Tag getroffen hatte. Ich habe mir darüber schon deutlich länger den Kopf zerbrochen. Schließlich ist Handball der Sport, der mich seit meinem 3. Lebensjahr begleitet. Natürlich gab es zwischendrin auch mal Pausen, die unter anderem verletzungsbedingt waren, aber hätte sich mein Berufsleben nicht verändert, würden wir wahrscheinlich dieses Gespräch gar nicht führen. Es sind Jungs in der Truppe, die ich seit vielen Jahren kenne. Das sind nicht nur Teamkameraden für mich, sondern Freunde und das spielt am Ende in so eine Entscheidung mit rein. Aber ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil er alternativlos war. Mir fehlt einfach das konstante Training und mit nur einer Einheit in der Woche komme ich körperlich nicht meinen eigenen Ansprüchen nach.

 

Dafür hast du aber noch einige sehr starke Leistungen in dieser Saison abgerufen. Wenn du auf deine Karriere zurück blickst, was waren der schönste und der schwerste Moment in der Zeit, wenn man mal die Auf- und Abstiege beiseitelässt?

Auf die Aktivenzeit bezogen, war es die komplette Saison 2017/18. Da habe ich die Runde meines Lebens gespielt. Es kam einfach alles zusammen, das Vertrauen der Mannschaft und des Trainers, meine Trainingsbeteiligung und die daraus resultierende Fitness, und natürlich die Tatsache, dass ich verletzungsfrei geblieben bin. Ich war einfach zu 100% auf Handball fokussiert. Ein weiteres Highlight war aber auch das Heimspiel gegen Bruchköbel 2008/09. In diesem Spiel erwischte ich einen Sahnetag, und traf überragende 19 mal ins gegnerische Tor. Das hat mich damals selbst überrascht. Negative Erlebnisse gab es aber auch, das waren zumeist Verletzungen. Neben den üblichen Handballerverletzungen wie Bänderrissen oder Kapselverletzungen brach ich mir drei Mal das linke Schlüsselbein und kugelte mir ein Mal im Training die Schulter aus. Darauf hätte ich gerne auch verzichten können.

 

In den letzten Jahren warst du auch als Kapitän der Mannschaft auf dem Feld. Was hat dir diese Aufgabe gegeben?

Natürlich beflügelt so etwas ein wenig. Man wird von “seinen Jungs” vorgeschlagen, dieses Amt auszuüben und das direkt nachdem Hoffi (Anm.d.Red.: Jonas Hoffmann) seine Laufbahn beendet hatte. Dabei spielte es für mich keine Rolle, ob das jüngere Spieler waren, gleichaltrige oder ältere, ich wollte als Vorbild voran gehen. Ich fing an, mir mehr Gedanken über Trainingseinheiten, Saisonspiele oder auch Teamevents zu machen. Ich bekam das Gefühl, definitiv mehr Verantwortung übertragen bekommen zu haben und hierbei wollte ich nicht versagen. Also entwickelte ich mehr Disziplin, Kraft und Engagement, aber immer so, dass mein Humor und Spaß nicht darunter litt.

 

Welcher Trainer hat dich am meisten geprägt?

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn ich hatte in meiner Laufbahn super viele Trainer, sodass ich mich gar nicht mehr genau an alle erinnern kann. Allerdings bleiben die Jahre unter Patrick Beer in besonderer Erinnerung, wahrscheinlich auch wegen des Wiederaufstiegs in die BOL.

 

War für dich eine andere Funktion im Verein nach dem Karriereende als Spieler ein Thema?

Um ehrlich zu sein nicht. Ich sehe mich absolut nicht als Trainertyp, geschweige denn als Schiedsrichter, muss aber fairerweise dazusagen, dass ich das noch nie zuvor versucht habe – reines Bauchgefühl eben.

 

Abschiedsworte?

Ich möchte mich nach dieser Saison bei den Jungs und Pana bedanken, die trotz der bescheidenen Anwesenheit mit Verständnis und Unterstützung auf mich zugekommen sind. Auch an die Fans, die uns auswärts aber vor allem daheim immer nach vorne gepeitscht haben – Dankeschön!