Alwin Gaubatz von der HSG ist seit mehr als 50 Jahren Schiedsrichter

“Handball ist kein Halma”

Dietzenbach – Alwin Gaubatz ist ein wichtiger Teil der Dietzenbacher Handball-Geschichte. Er hat die Zeiten in der Bundesliga miterlebt und pfeift als Schiedsrichter seit mehr als 50 Jahren Spiele. Von Burghard Wittekopf (Offenbach-Post Pressebericht)

 

Alwin Gaubatz pfeift seit 52 Jahren als Handballschiedsrichter. Er hat schon die Bundesligazeiten in Dietzenbach miterlebt. -  Foto: p
 

Ans Aufhören hat der 70-Jährige noch nicht gedacht, auch wenn ihm die Herangehensweise von jüngeren Kollegen nicht immer gefällt. „Ohne Handball wäre mein Leben einfach nicht vorstellbar“, sagt Alwin Gaubatz, Schiedsrichter-Urgestein der Handballspielgemeinschaft (HSG). Seit mehr als 52 Jahren leitet er nun Handballspiele und hat immer noch Spaß daran. Mehrmals im Monat steht er mit seinem Schiedsrichterpartner – beim Handball gibt es zwei, einen Kreis- und einen Feldschiedsrichter – auf dem Parkett und leitet Spiele in der A- und B-Klasse. „Solange die Augen es mitmachen, werde ich auch noch weiter pfeifen“, ist er sich sicher.

Selbstverständlich schaut er sich regelmäßig Handballspiele in der Umgebung an und beobachtet die anderen Schiedsrichter. Nicht alles, was er da sieht, gefällt dem Siebzigjährigen. Seine jugendlichen Kollegen sieht er etwas kritisch. Sie achten seiner Meinung nach zu sehr auf die „Regelauslegung“, da fehle dann schon mal das „Menschliche und Sportliche“. Zu schnell würden harte Entscheidungen wie eine rote Karte getroffen: „Handball ist kein Halma, da gehört eine gesunde Härte dazu und als Schiri hat man andere Möglichkeiten, bevor man jemanden ausschließt.“

Seit seiner Jugend fasziniert ihn dieser Sport, der in Europa neben dem Fußball einen sehr hohen Stellenwert hat. Der Ur-Dietzenbacher hat dabei alle Höhen und Tiefen des Handballs in der Kreisstadt miterlebt. Begonnen hat alles vor sehr langer Zeit, natürlich in Dietzenbach. Mit acht Jahren trat er in die Jugend der Spielgemeinschaft Dietzenbach 1945 (SGD) ein. Dort lernte er den Sport von der Pike auf. Später spielte er in der zweiten Mannschaft. Seine berufliche Karriere begann er mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann in Offenbach, später holte ihn Norbert Kern nach Dietzenbach in seine Spedition, wo er als Speditionskaufmann arbeitet. 1965 startete er dann seine Schiedsrichterkarriere. „Jeder Handballverein brauchte damals Schiris“, erinnert er sich. „Ich hatte Lust dazu und machte deshalb die Ausbildung zum Schiedsrichter“, erzählt Gaubatz. „Seitdem pfeife ich und es macht mir jeden Tag wieder aufs Neue Spaß.“

Seine Liebe zu dem Sport ging so weit, dass er Vorstandsmitglied der SGD wurde und den Posten bis 1972 innehatte. Während seiner Zeit bei der SGD spielten die Dietzenbacher Handballer in der Bundesliga, 1971 bis 1983. Spieler wie Heinrich Baum, Norbert Kern, Klaus Rettig und Herbert Wehner standen damals im Kader. Doch 1972 sollte es zum Zerwürfnis zwischen ihm und den weiteren Vorstandsmitgliedern kommen. „Das war enttäuschend und deshalb bin ich zur Turngemeinde (TGD) gewechselt“, erzählt er. Als die beiden Vereine SGD und TGD 2006 zur heutigen HSG fusionierten, ging er natürlich mit.

Nach 52 Jahren als Schiedsrichter blickt Gaubatz auf eine sehr erfolgreiche sportliche Zeit zurück. „Im Handball ist man aber nicht alleine, sondern man hat einen Partner an seiner Seite, mit dem man immer zusammen pfeift“, sagt er. Das heißt, dass man auch gemeinschaftlich bewertet wird. Einmal waren er und sein Partner sogar auf Rang 13 der Handball-Regionalliga. Zusammen mit Dieter Bettenbühl wurde er zu Hessens stärkstem Gespann nominiert. Als Handball noch auf dem Großfeld gespielt wurde, war er Torschiedsrichter. Zu den größten Ereignissen zählt er das Freundschaftsspiel zwischen der argentinischen Nationalmannschaft und der SGD in der Stadthalle Offenbach.

Auch wenn es von den Rängen nicht immer nur Nettes zu hören gibt. Daran, dem Sport abzuschwören, denkt er nicht. „Handball ist eben mein Leben“, sagt er.

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